Reisebericht Kenia Oktober 2019

Nairobi 2. – 5. Oktober

Die Ankunft in Nairobi war dieses Jahr etwas holprig. Wetterbedingt erreichte Ulrike nicht den Nairobiflieger in Amsterdam und konnte erst am Mittag des darauffolgenden Tages fliegen. Gudrun musste sich allein in Nairobi durchschlagen. Nach endloser Einreiseprozedur waren wir dann Mittwoch Nacht endlich in Nairobi vereint.

Der Donnerstag war ausgefüllt mit den üblichen organisatorischen Vorbereitungen für den Aufenthalt wie SIM-Karte besorgen und Geld abholen – alles braucht seine Zeit in der African Time. Zum Glück empfahl uns Nancy vom Godial einen zuverlässigen, sympathischen Taxifahrer, der uns das Leben sehr erleichtert.
Im Godials B&B trafen wir auch Nancys Mutter, die mit ihren 77 Jahren vor Energie und Leben sprüht und sofort mit uns über die Situation von Frauen und Mädchen in Kenya diskutierte. Wir wurden eingeladen, mit ihr einen zweiten GinCo Zweig am Victoria See zu gründen. Ihr Motto ist „Weitergehen, nicht abwarten.“

Zum Beginn unserer gemeinsamen Zeit besuchten wir eine Bar, die direkt gegenüber unserem Godials Bed & Breakfast liegt, und in der auch Präsident Kenyatta verkehrt. Drinnen ist die Ausstattung einer In-Bar in Berlin ebenbürtig, internationales Publikum, internationale Speisen und Musik. Der Weg dahin ist abends jedoch eine Herausforderung durch schlechte Beleuchtung, riesige Schlaglöcher und herumliegende Müllsäcke.

Am Freitag besuchten wir dann das Kibera Team in Mchanganyiko. Mama Hamza erwartete uns schon draußen am Eingang, dazu kamen Schulleiter Joseph Onjiko und Zena Abdallah. Wie immer wurden wir sehr, sehr herzlich begrüßt.

Zena hatte eine schwere Krebserkrankung und ist auf dem Wege der Besserung. Sie leidet noch stark an den Nebenwirkungen der Chemotherapie. Aus Deutschand hatten wir ihr immunstabilisierende Mittel mitgebracht. Das Wiedersehen nach dieser schweren Krankheit war sehr berührend für uns alle.

Mama Hamza ist deutlich gealtert und hatte teilweise Schwierigkeiten, dem Gespräch zu folgen

Im Mittelpunkt unseres Treffens stand dann die Vorbereitung des gemeinsamen Treffens mit allen Teams am Montag, den 14.10. Zena brachte das Thema „Nachhaltigkeit für GinCo“ ein. Daraus entwickelte sich die Idee, auf dem Treffen auch über globale Nachhaltigkeit und über die Folgen des Klimawandels für Kenia zu sprechen. Zena und Joseph werden sich um einen lokalen Referenten bemühen, der ein kurzes Input gibt.

Wir arbeiteten zwei Stunden sehr konzentriert und waren sehr zufrieden. Das Meeting ist hervorragend vorbereitet.

Danach fuhren wir in die Westgate Mall (Westland), in der vor vier Jahren ein terroristischer Anschlag durch Al Schabab mit vielen Verletzten und Toten gewesen ist. Seit dieser Zeit arbeiten dort israelische Sicherheitskräfte.

Dort trafen wir Susanne R., die wir letztes Jahr auf einer Musikveranstaltung kennengelernt hatten. Sie interessierte sich damals sofort für GinCo und hat sich schon einmal mit Zena vor ihrer Erkrankung getroffen. Susanne nimmt wieder Kontakt zu Zena auf und möchte gerne aktiv werden im Bereich Talentförderung. Schon letztes Jahr waren wir beeindruckt über die vielen verschiedenen Talente der Mädchen wie: Fußball, Laufen,Tanzen und Singen.

6. Oktober

Am Sonntagmorgen ließen wir uns wie gewohnt an die Straße bringen, von der die Matatus in alle Richtungen starten. Der Fahrer wartet, bis auch der letzte Platz besetzt ist, dann geht es los. Das Matatu, das in absehbarer Zeit starten würde, sah vom äußeren Zustand nicht besonders vertrauenswürdig aus, es war vollgestopft mit Säcken und Matratzen aller Art und hielt ständig, um Passagiere ein und aussteigen zu lassen und Pakete und Waren abzugeben und neu einzuladen. So brauchten wir für die 300 Kilometer über 5 Stunden. Der Fahrer fuhr ruhig und sicher und setzte uns in Meru direkt vor unserem vertrauten Westwind Hotel ab.

 

Wir bezogen das Zimmer vom letzten Jahr. Die Tür klemmte immer noch und das Waschbecken tropfte ebenfalls genauso wie vor einem Jahr. Damit dieses Wasser besser ablaufen kann, war inzwischen ein kleines Loch in die Duschtassenumrandung gebohrt worden.

Um 18.00 Uhr kam GinCo Koordinator Oliver Kirimi, um mit uns die nächsten Tage zu besprechen. Geplant ist ein Besuch zweier Schulen, Gespräche mit dem Lehrerkollegium, den Direktoren und dem Kennenlernen des Umweltclubs in einer der Schulen. Am nächsten Tag würden wir dann im TVT Zentrum GinCo Mächen, deren Mütter und Lehrerinnen treffen.

Ausführlich sprachen wir darüber, einen Kenyanischen Zweig von GinCo zu eröffnen, dass die Teams andere Möglichkeiten haben, auch in Kenya öffentliche Gelder beantragen zu können. Oliver hatte bereits einen Namen reserviert und sich genau über die formalen Abläufe informiert. Auf dem gemeinsamen Teamtreffen am 14.10. soll das Thema ausführlich besprochen werden.

Zum Abschluss aßen wir gemeinsam mit Oliver und seiner Frau Consolata (Lehrerin), die Zwillinge erwartet, zu Abend. In Kenya ist es üblich, dass die Frauen bis direkt vor der Geburt arbeiten und nach der Geburt 3 Monate frei haben.

7.10.2019

Der nächste Morgen verlief nach der African Time: wir saßen gestriegelt und gespornt pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt in der Lobby, Oliver kam mit deutlicher Verspätung. Der Monsunregen in der Nacht war durch einen Kabelkanal in seinem Wohnzimmer geflossen, so dass es inklusive Teppich unter Wasser stand und die Wohnung erst einmal wieder trocken gelegt werden musste.

Wir fuhren zuerst mit Oliver zu seiner Arbeitsstelle: eine Behinderteneinrichtung, die er leitet. Aus den vereinbarten 10 Minuten dort wurde eine Stunde, so dass wir ein sehr interessantes Gespräch mit dem Techniker führen konnten über die Situation von Jungen in Kenia und deren Unterstützungsbedarf.

Mit deutlicher Verspätung kamen wir in der Laciathuriu Primary School an und wurden vom Headteacher Mbui und dem GinCo Team Doreen Kendi, Lucy Gichuru und Dr. Sarah Kilimi begrüßt. Die Schule hat 510 Schüler*innen und 16 Lehrer*innen. Gefördert durch das GinCo Programm werden in der 6. Klasse 4, in der 7. Klasse 3 und in der 8. Klasse 2 Mädchen. Im Büro des Direktors gibt es keine Stühle, da diese für die Kinder gebraucht werden.

Das gesamte Lehrerkollegium war versammelt in einem Klassenraum und nach einem Gebet zu Beginn stellte sich jeder einzeln vor. Das Kollegium berichtete über deutliche Veränderungen durch das GinCo Programm: die GinCo Mädchen unterscheiden sich deutlich von den anderen Schülerinnen und Schülern im Leistungsverhalten.

Gudrun stellte das Projekt „Bleistift for everyone“ von Maren Reisner vor, die uns 900 Bleistifte für die Schulen mitgegeben hat. Qualitätsbleistifte, die günstig eingekauft werden können, werden in Deutschland verkauft und aus dem Überschuss werden Bildungseinrichtungen in verschiedenen Ländern aufgebaut und unterstützt. So hatten wir die Möglichkeit, die gesamten Klassen 6,7 und 8 mit Bleistiften zu versorgen. Vielen Dank, Maren!

 

Besonders beeindruckt hat uns an dieser Schule der gut funktionierende Enviromental Club, der sich aus 10 GinCo Mädchen und 10 anderen Schülernn und Schülerinnen zusammensetzt. Jedes Mitglied ist verantwortlich für zwei bis drei Bäume, die GinCo und TVT gemeinsam finanziert haben. Ein großes Problem sind frei herumlaufende Ziegen, die durch aufgestapelte dornige Akazienäste abgehalten werden sollen die kleinen Bäume zu fressen. Das Gießwasser transportieren die Kinder zum Teil über lange Strecken in kleinen Gefäßen- auch in der 2-monatigen Ferienzeit.

Der Enviromental Club ist in der Schule sehr angesehen, viele Kinder möchten deshalb auch Mitglied werden. 

 

Durch eine Spende von Ecosia, die als Suchmaschine ihren Profit weltweit in Aufforstungen steckt, können nun noch weitere neue T-Shirts gekauft und die Mitglieder mit Getränken und kleinen Snacks versorgt werden.

Nach langen Fotosessions und Verabschiedungszeremonien fuhren wir weiter in die Limoro Schule.

Wieder war das gesamte Kollegium versammelt, sehr engagierte Kolleginnen und Kollegen, und wir wurden vom Direktor Justus Kaaka begrüßt. GinCo unterstützt hier 2 Kinder in Klasse 6, 5 in Klasse 7 und 2 in Klasse 8. Auch hier konnten wir die Klassen mit Bleistiften ausstatten.

Das Kollegium der Limoro Schule konnte sehr detailliert über positive Effekte des GinCo Programmes berichten.

  • bessere Leistungen bei hoher Motivation

  • weniger Fehltage

  • mehr Selbstvertrauen

  • gepflegteres Aussehen

  • Mädchen sind Vorbilder, Auswirkungen auf das gesamte Schulklima

  • Möglichkeit, Mädchen bei Bedarf spezielle Förderung anzubieten

  • Mädchen sind in der Schule nicht ausgegrenzt, sondern eher Ansporn für andere

Gegen 18.00 Uhr, nach einem langen Tag, waren wir bei Oliver und Consolata zum Tee mit Muffins eingeladen. Auf einem riesigen Bildschirm sahen wir gemeinsam einige Youtube Clips über Kenia.

Zum Abendbrot im Westwind bereiteten wir den ereignisreichen Tag nach und genehmigten uns gemeinsam drei Tusker.

7.10.2019

Das Treffen mit den Mädchen, Müttern und Lehrerinnen fand im TVT Zentrum (The Village Trust ist die kenianische Partnerorganisation von GinCo) statt, 30 Minuten von Meru entfernt im westlichen Tigania. Es hatte zum Glück in der Nacht wieder heftig geregnet, denn in diesem Landstrich war über drei Jahre kein Regentropfen gefallen. Die Felder konnten nicht bestellt werden und Tiere mussten notgeschlachtet werden.

In der Wartezeit (African Time) begannen die Mädchen mit ihren Müttern Choräle zu singen, was eine wunderbare Einstimmung war.

Zu Beginn der Sitzung wurden statt eines Gebetes nun gemeinsam 2 Choräle gesungen, rhythmisch geklatscht und sich dabei bewegt. Der Saal war voll, es mussten weitere Stühle herangeschafft werden, selbst im Vorflur saßen Mütter.

Das TVT- und GinCo Mitglied Doreen Kendi hatte die gesamte Organisation übernommen und leitete die Veranstaltung.

Zu Beginn stellten sich die Lehrerinnen der 3 kooperierenden Schulen (Laciathuriu, LImoro und Mabuurua) vor und gaben Rückmeldung über das Leistungsverhalten der GinCo Mädchen:

  • bessere Konzentration

  • gehören zu den 10 besten der Klasse

  • von den Solarlampen profitiert die gesamte Familie, Geschwister nutzen die Lampen gemeinsam.

  • hohe Motivation: eine Schülerin nahm sogar einen Schulwechsel mit langem Schulweg in Kauf

  • mehr Eltern Unterstützung

  • gegenseitige Unterstützung

  • Verbesserungen im Selbstbewusstsein von Jahr zu Jahr

  • jedes Mädchen besitzt ein Schulbuch (sonst 1:7 Schülerinnen)

  • Modell für die Sauberkeit und Pflege der Schuluniform

  • nutzen mehr die Bibliothek des TVT

Gemeinsam mit ihren Müttern berichteten dann alle 30 Mädchen über ihre Talente wie Fussball (16 Mädchen, 2 spielen auf County Level), Volleyball (3, 1 Mädchen auf County Level), Laufen über 1200 m (2), sowie Gedichte schreiben und rezitieren, Singen, Lesen und Tanzen.

 

Die Atmosphäre im Saal wurde immer lebendiger, die Mädchen waren stolz, wenn ihre Mütter neben ihnen standen und sich an ihren Erfolgen mit freuten.

Die Mütter hielten zum Teil lange Lobesreden auf Kimeru und Englisch, so dass sich die Veranstaltung sehr in die Länge zog. Vor den unvermeidlichen langwierigen Fotosessions bekamen alle etwas zu trinken und zu essen. Danach dauerte es noch eine halbe Stunde, bis wir zurückfahren konnten, da keiner sich trennen wollte.

Wir aßen gemeinsam mit Doreen und Lucy im Westwind Hotel zu Abend. Wir waren beeindruckt, mit welcher Klarheit und Kraft Doreen die GinCo Arbeit vor Ort positiv verändert hat und mit welchem Engagement sie den Enviromental Club aufgebaut hat.

8.10.2019

Am Mittwoch brachen wir zum Abenteuer Wamba auf. Erst fuhren wir mit einem Matatu bis Isiolo, dann mit dem in die Jahre gekommen Bus nach Wamba. Wir waren beruhigt, als wir den excellenten Fahrer vom letzten Jahr wieder antrafen. Wamba ist nach wie vor nur mit einer sehr schlechten Rough Road mit dem Rest Kenyas verbunden. Die Samburu fühlen sich deshalb von der Regierung vernachlässigt und ausgegrenzt.

Die Wartezeit bis zur Abfahrt (mindestens 2 Stunden) nutzten wir dazu, ein benutzbares Klo zu suchen. Wir wurden fündig in einem kleinen Marktareal, in dem in der Mehrzahl Frauen ihre Waren anboten. Wir hatten viele freundliche und interessierte Begegnungen, z.B Caroline, die ein winziges, sehr gut besuchtes Restaurant mit Chapati und gutem Essen mitten im Gewimmel betreibt.

In Wamba wurden wir von Jacinta Lenguyo in unsere „Prince Lodge“ begleitet. Unser Zimmer hatte ein gefängnisähnliches Vorhängeschloss, mit dem wir zu Beginn ziemlich kämpften. Das Stehklo war nur durch einen halben Vorhang vom Zimmer abgetrennt. Dieses erwies sich als besonders ungünstig, da Ulrike in der Nacht heftige Durchfälle bekam - eine Herausforderung für Gudrun und Ulrike.

Am nächsten Morgen waren waren wir um 8.00 (Frühstück gab es nur von 6.00 bis 8.00!) mit Jacinta verabredet, die dann um 9.30 mit ihrer Kollegin Janet auftauchte. Nach wie vor sind wir noch nicht an die African time adaptiert, das Warten fällt uns Unruhegeistern schwer. Kurz danach kam Rebecca Moira, langjähriges GinCo Mitglied und ehemalige Deputy for women´s affairs für die Samburu in der Bezirkshauptstadt Maralal. Rebecca hat als einzige Frau Kenyas einen nationalen Award für ihre Bemühungen um Frieden und Frauen Empowerment bekommen. Stolz zeigte sie uns Fotos von dem Festakt in Nairobi. Die Samburu Frauen feierten sie begeistert, als sie nach Wamba zurückkam.

Jacinta und Janet berichteten von den GinCo Mädchen. In der 6. Klasse scheinen die Mädchen am meisten gefährdet: 2 GinCo Mädchen aus der 6. verließen wegen Schwangerschaft die Schule und mussten durch andere ersetzt werden. In der 7. und 8. Klasse gab es dagegen unter den GinCo Mädchen keine Schwangerschaften, letztes Jahr waren es drei. Mehrere Mädchen sind familiär belastet durch unbehandelte psychiatrische Erkrankungen der Eltern.

Es war schön zu hören, dass immer mehr Mädchen Beschneidung verweigern und sogar zur Polizei gehen, wenn sie gezwungen werden sollen. Verschiedene NGOs sind in Zusammenarbeit mit den sozialen Diensten in Samburu aktiv, führen öffentliche Diskussionen und zeigen Filme.

Folgende Themen behandeln Jacinta und Janet in den Mädchengruppen: Hygiene, Kommunikation und Zusammenarbeit, Drogen, Fertigkeiten wie Entscheidungsfindung und Problemlösen, Selbstkontrolle, Herausforderungen annehmen.

Mädchen sollen darin gestärkt werden, gesellschaftlich aktiv zu sein und Führungsrollen zu übernehmen.

Den Rest des Tages verbrachten wir in unserer nicht ganz so gemütlichen Unterkunft. Ulrike schlief mit grummelndem Bauch, Gudrun las auf einem Plastikstuhl draußen, den sie aus der Küche entwendet hatte.


 

10.10.2019

In Wamba sind bisher alle 30 GinCo Mädchen auf der Schule, in der Jacinta und Janet unterrichten. Im nächsten Jahr wird eine 2. Schule hinzukommen. Nach einem kurzen Gespräch mit Lucy Mwago, Direktorin der DEB Schule, die sehr freundlich war, uns aber etwas lahm erschien, verteilten Rebecca und die Direktorin die Bleistifte. Sie fanden wieder großen Anklang.

Im Anschluss saßen wir (Jacinta, Rebecca, Direktorin, Ulrike und Gudrun) mit den Mädchen in einem Klassenraum zusammen. Durch die scheibenlosen Gitterfenster und die offene Tür schauend und staunend, nahmen noch viele andere Kinder am Geschehen teil. Als große Probleme benannten die Mädchen Frühverheiratung, FGM, fehlende Unterwäsche und vor allem Armut der Familien.

Auch hier gab es wieder Talente, von denen uns einige vorgeführt wurden: 2 Mädchen rezitierten im RAP Stil ein langes Gedicht gegen FGM, danach zeigten uns andere ein Spiel, das unserem „Der Plumpsack geht rum“ sehr ähnelte. Jacinta führte danach ein Gespräch mit den Mädchen über ihre Familien.

 

Nach Tee und Snack für die Mädchen machten wir einen Besuch in der Wamba Girls Secondary School bei Antonella. Sie gehört zu den 4 Mädchen, für die GinCo ausnahmsweise die Secondary School bezahlt. Antonella kam vom Handballtraining angerannt, glücklich und zufrieden. Sie hat sich seit dem letzten Jahr enorm positiv verändert.


 

Am nächsten morgen waren wir schon etwas erleichtert, Wamba wieder verlassen zu können und nach Nairobi ins Godial zurückzukehren. Die Rückreise dauerte von 6.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Im Godial genossen wir das liebevoll vorbereitete Zimmer.

Reisebericht Teil II

14.Oktober 2019

Am Montag fand das Teamtreffen im Mchanganyiko (übersetzt: Verschiedenartigkeit) statt.

Wir starteten nach African Time mit über 2 Stunden Verspätung, dafür entwickelten sich sehr dichte und intensive Gespräche.

 

Nach dem Morning Prayer stellten Joseph und Zena (Kibera) als Erfolgsgeschichte die Themen ihrer wöchentlichen Mentoring sessions vor, an denen teilweise auch Jungen teilnehmen: Werte und Verhalten, Adoleszens und Pubertät (physische und emotionale Entwicklung), Sexualität, Freundschaft, Stressmanagement.

Doreen aus Meru berichtete ausführlich und begeistert vom Environmental Club (s.o.). Wie schwer die Aufgabe ist, die Bäume am Leben zu erhalten, wird daran deutlich, dass trotz intensiver Bemühungen von 95 Bäumen in diesem Jahr 30 überlebt haben.
Durch die Reduzierung von 20 auf 3 benachbarte Schulen ist die Arbeit effektiver und befriedigender geworden.

Mary aus Masogo berichtete, dass sie ein sehr erfolgreiches Jahr hatten und nach wie vor über 40 Mütter als Mentorinnen aktiv sind und die Mädchen und neuen Mütter begleiten. Durch eine Spende war es möglich, 10 Kühe an aktive Mentorinnen zu vergeben. Diese sind verpflichtet, das erste Kalb an eine weitere Mentorin abzugeben. Ein wichtiger Baustein zu weiterer Verselbständigung der Mentorinnen.
Masogo hat die Zusammenarbeit ausgebaut sowohl zu den polytechnischen Schulen als auch zu dem Programm „Girls to Highschools“. Bei beiden sind GinCo Mädchen vertreten.

Jacinta aus Wamba, die verspätet eintraf, berichtete, dass dieses Jahr unter den Mädchen der 8. Klasse keine Schwangerschaft aufgetreten ist- im Gegensatz zu den vorigen Jahren.

Folgende Schwierigkeiten/Fragen wurden von den Teams benannt und ausführlich diskutiert:

  • sind Solarlampen in Kibera noch nötig, wenn der Slum zu 90% elektrifiziert ist

  • wie können die Mentorinnen langfristig motiviert werden?

  • lange Wege zu den Treffen sowohl für Mentorinnen als auch für Mädchen
    (Verpflegung?)

  • Finanzierungsmöglichkeiten von Secondaryschools

  • lange Ferien von Anfang November bis Januar während der Monsunzeit

  • Waisen ziehen häufig um, da sie bei verschiedenen Verwandten untergebracht werden und fallen dann aus dem Programm heraus

Ausführlich wurde darüber diskutiert, wie die Teams langfristig das erfolgreiche GinCo Programm weiterführen können. Um auch im eigenen Land Förderungen beantragen zu können, ist es notwendig, einen kenianischen GinCo Zweig zu gründen. Es wurden 2 unterschiedliche Modelle diskutiert (NGO oder Society). Die Entscheidung wollen die Teams innerhalb von 2 Wochen treffen.

Oliver Kirimi, kenianischer GinCo Koordinator, hatte die Diskussion vorbereitet. Er schlug vor, wie in schwierigen Einzelfällen die Teams besser zusammenarbeiten können. ( z.B. Beantragung von Stipendien). Oliver wird in Zukunft die GinCo Facebookseite pflegen und hat die GinCo Whats App Gruppe aktiviert, die eifrig genutzt wird.

Nach dem Mittag diskutierten wir über Klimawandel und Auswirkungen in Kenia. Gemeinsam verfassten wir eine kurze Stellungnahme.

Statement

GinCo Germany and GinCo Kenya are working together in girls education since many years confidentially. We learnt from each other and we struggled together for solutions.

So we grew in cooperation.

GinCo Germany and Ginco Kenya are worrying about the future of our earth.

The existence of our planet is threatened by the climate catastrophy.

We cannot wait any longer doing nothing.

The world community has to search for global solutions beyond borders.

We have to learn from each other, we have to struggle together for solutions to grow altogether in cooperation.


 

Danach berichtet eine Mitarbeiterin des Kibera Umweltprojektes
„Hands in Hands, wie Kibera sauber gehalten wird und der Plastikmüll konstruktiv verwendet wird.

Zuletzt wurde unter Gesang „Katta Cake“ unsere diesjährige Schwarzwälder Kirschtorte angeschnitten und verzehrt.


 


 

15.10.2019

Am Dienstag fand unser Abschiedsbesuch in Kibera statt. Wir besprachen die Notwendigkeit, das GinCo Programm auf eine zweite Schule zu erweitern. Wir lernten die Beraterin Patricia kennen, die sowohl allgemeine Themen in der Gruppe anspricht als auch Einzelberatung anbietet. Zena erklärte uns die „Talking Box“, eine verschlossene Kiste, in die anonym Anliegen der Kinder eingeworfen werden können. Sie kann nur von externen Beratern geöffnet werden, die Themen werden dann in einem Beraterstab besprochen.

Wir verabschiedeten uns vom Team und von den GinCo Mädchen mit dem Lied „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen“, in das alle lachend einfielen.

16.10.2019

Wir verließen unser Heim Godial, um im Matatu nach Kajiado zu fahren. Nach wie vor sind wir scheinbar die einzigen „Mzungos“, die Matatus nutzen. Unsere Mitfahrer passten auf, dass wir nicht durchs Fenster belästigt oder beklaut wurden.

Die Reise ging Richtung Arusha, Kajiado liegt auf halber Strecke. Dort wollten wir uns auf die Suche nach einem Molkereiprojekt der Welthungerhilfe machen.

Der Matatufahrer ließ uns am Ortsende direkt vor unserem „Kajiado Cultural Resort“ aussteigen. Das abgewrackte Eingangsschild ließ uns erst zögern, aber dann wurden wir sehr freundlich von Josephine empfangen und mit tatkräftiger Unterstützung zu unserem kleinen Häuschen begleitet. Da es nicht abzuschließen war, zogen wir nach kurzer Zeit wieder um, Josephine schleppte unsere Koffer, die scheinbar während der Reise immer schwerer geworden sind. Außer uns wohnte im Resort noch eine Gruppe Chinesen, die morgens ihre selbst gekochte Nudelsuppe schlürften. Sie bauen in der Region eine große Windanlage (wir sahen den Antransport) sowie Solaranlagen.


 


 

In den 2 Tagen dort bekamen wir verwundert mit, wie schnell sich die wundersame Verwandlung der zu Beginn totgeglaubten trockenen bis vertrockneten Landschaft und Bäumen vollzog.

 

Wir kamen schnell in Kontakt mit Andrew, dem umtriebigen Hoteldirektor, einem sehr kleinen Massai. Überhaupt waren wir überrascht, wieviel kleine, runde Massaimänner wir trafen.

Von einem Molkereiprojekt hatte letztendlich keiner etwas gehört. Entweder ist es nicht existent oder in der Gemeinde extrem schlecht vernetzt.

Auf Vermittlung von Andrew besuchten wir dann das HELGA, ( Humanitarian Efforts fort he learning efforts for he girl child in Africa), einem beeindruckendem Rescue and Education Center für von Beschneidung bedrohten Mädchen. Gegründet wurde das Zentrum von Naisula, die wir leider nicht kennenlernten, da sie in Arusha auf einer internationalen Konferenz gegen Beschneidung war. Während in Kenia sehr hart gesetzlich gegen FGM vorgegangen wird, wird in sie Tanzania nicht verfolgt. Inzwischen fahren viele Familien zur Beschneidung ihrer Mädchen nach Tanzania, da in Kenia das Ritual nur im Verborgenen durchgeführt werden kann.

HELGA rüstet Frauengruppen mit Mobile Phones und monatlichem Credit aus, damit sie erreichbar sind und sofort reagieren können.

HELGA unterrichtet Frauen, aus Kuhdung Briketts und aus dem Lehm Steine zum Hausbau herzustellen – Hausbau ist bei den Massai Frauensache.


 

Zusätzlich zu regelmäßigen Mädchen und Jungengruppen bietet HELGA Computerschulungen in den langen Ferien an.

Trotz der 25jährigen intensiven Arbeit und dem harten polizeilichen Vorgehen ist FGM weiterhin verbreitet.

Darius, der Sohn der Gründerin, fuhr uns zum Illamaratac Community Center, das von Agnes, einer Samburofrau aus Wamba, geleitet wird. Es besteht aus einer Schule und einem Fortbildungszentrum. Beeindruckend war für uns die Arbeit mit den Beschneiderinnen „Cut the garment, not the girl“. Beschneiderinnen lernen, Uniformen zu schneidern (Cut leads to early marriage, uniform leads to education). Kajiado strebt an, Modellregion gegen FGM zu werden.


 

Ein weiteres Gebiet, auf dem Agnes aktiv ist, ist die Milchwirtschaft. Sie plant, mit einer Gruppe von Frauen, Milchprodukte wie Ghee, Käse und Yoghurt herzustellen. Die Regierung finanziert Kühlanlagen (200 l). Alle notwendigen Vorbereitungen seien getroffen, sie warten auf den Zuschlag für eine Kühlung.

Angeregt durch die Idee, Mentorinnen mit Kühen zu versorgen, fiel uns ein, die Anbindung der Mentorinnen in Meru durch Hühner zu unterstützen. Aktive Mentorinnen erhalten zu Weihna

Erstaunlich ist, dass sowohl Agnes als gut vernetztes Mitglied der Gemeinde, als auch auch ihr Mann als Tierarzt der Region, nichts von dem laufenden Projekt (Fromi/WHH) gehört haben.

Wir waren sehr inspiriert von unseren Besuchen in Kajido.

Bei all unseren Besuchen sind wir beeindruckt, dass Teammitglieder, Mütter und Eltern und Mädchen immer wieder betonen, dass sie ihrer Gemeinde und der Gesellschaft etwas zurückgeben möchten.

Angeregt durch die Idee, Mentorinnen mit Kühen zu versorgen, fiel uns ein, die Anbindung der Mentorinnen in Meru durch Hühner zu unterstützen. Aktive Mentorinnen erhalten zu Weihnachten eine traditionelle Henne. Die ersten Küken sollen dann auch an andere Mentorinnen weitergegeben werden, sodass die Frauen in ihrem Lebensunterhalt besser abgesichert und gestärkt werden können.

Wir werden zu Weihnachten eine Sammelaktion mit dem Motto: „Huhn statt Gans“ starten.

Zum Abschluss verbringen wir jetzt noch eine Woche am Indischen Ozean, um uns von der interessanten, aber auch sehr anstrengenden Zeit zu erholen und um das nächste GinCo Jahr vorzubereiten.

Es grüßen Euch herzlich

Ulrike und Gudrun